Empfindlicher Schlauch - der Darm
Der Durchfall
Vom Durchfall bleibt wohl keiner in seinem Leben verschont - vor allem, wenn er auf Reisen schon einmal ungewaschenes Obst gegessen hat. Eine solche Diarrhoe ist laut dem niedergelassenen Gastroenterologen und Internisten Dr. Walter Frasch aus dem niederrheinischen Viersen meist eine harmlose Angelegenheit, die ohne Behandlung innerhalb weniger Tage abklingt. "In dieser Zeit sollte man viel trinken, weil dem Körper durch den Durchfall Flüssigkeit verloren geht", sagt Dr. Frasch. Wer es sich absolut nicht leisten kann, häufig zur Toilette zu laufen, kann mit dem Wirkstoff Loperamid etwas dagegen unternehmen. Wird der Durchfall jedoch blutig, und ist mit Fieber sowie Bauchschmerzen verbunden, sollte man einen Arzt zu Rate ziehen. "In solchen Fällen kann es notwendig werden, nach Erregern zu fahnden, welche gezielt antibiotisch behandelt werden können", erklärt der Gastroenterologe.
Das Reizdarm-Syndrom
Ein stetes ungutes Gefühl im Unterbauch, begleitet von Verstopfung, Durchfall - oder beidem im Wechsel - kann ein Hinweis auf das so genannte Reizdarm-Syndrom sein. Dahinter steckt keine organische Erkrankung, sondern eher eine veränderte Wahrnehmung im Darm-Bereich: Schon ganz normale Verdauungsabläufe werden als unangenehm bzw. sogar schmerzhaft empfunden, die Funktion des Verdauungstraktes ist gestört. "Bis wir Ärzte zu dieser Feststellung kommen, müssen wir häufig durch eine Magen- und Darmspiegelung sowie Blutanalysen ernste Erkrankungen wie Tumore, Gallensteine oder Darmentzündungen wie Morbus Crohn ausschließen", sagt Dr. Walter Frasch. "Außerdem sollte man überprüfen, ob nicht eine Nahrungsmittelunverträglichkeit besteht." Die Gewissheit, nicht an einer schwerwiegenden Erkrankung zu leiden, hilft dann oft dabei, besser mit den Beschwerden umzugehen. Anschließend spricht Dr. Frasch mit den Betroffenen zum Beispiel über eine Umstellung der Ernährung. Ein wichtiges Thema sind auch mögliche psychische Ursachen des Reizdarm-Syndroms wie Stress oder Überbelastung. Manchmal kann auch eine an den Beschwerden orientierte medikamentöse Behandlung hilfreich sein, aber neue Medikamente mit durchschlagendem Erfolg gibt es auf diesem Gebiet momentan nicht. Einigen Patienten verschafft es jedoch Erleichterung, systematisch Entspannungstechniken zu erlernen oder sich eine psychotherapeutische Begleitung zu gönnen.
Die Divertikulitis
"Jeder Zweite, der älter als 50 Jahre ist, hat Divertikel", sagt Internist Dr. Frasch. Als Grund für diese Ausstülpungen der Darmwand, die dafür sorgen, dass diese nicht glatt verläuft, wird der Alterungsprozess vermutet - sicher sind sich die Experten allerdings nicht. Schmerzhaft spürbar werden die Divertikel erst, wenn man an einer Divertikulitis leidet: das bedeutet, dass sich die Ausstülpungen entzünden. Ein Vorgang, der beispielsweise durch Kotpfropfen ausgelöst werden kann. "Ist die Diagnose gesichert, wird meist zuerst antibiotisch behandelt. Danach gilt es, mittels einer Darmspiegelung oder einer Röntgenuntersuchung sicherzustellen, dass es sich nicht um einen begleitenden Darmkrebs handelt“, erklärt Dr. Frasch. Behandelt wird diese Erkrankung durch Antibiotika. Klingen die heftigen Entzündungen jedoch nicht ab, kann es notwendig werden, ein Stück Darm zu entfernen.
Der Darmkrebs
Über seinen Stuhlgang redet keiner gerne. Dabei könnte genau das lebensrettend sein. Denn "wenn ein ständiges Verstopfungsgefühl den Gang zur Toilette hindert oder sich immer wieder mit Durchfall abwechselt, dann kann das schon ein Hinweis auf einen Darmtumor sein", sagt Heinz-Gerd Lingens, Allgemeinmediziner aus Kleve. Mit 70 000 neuen Erkrankungen pro Jahr ist Darmkrebs immer noch die zweithäufigste Tumorart, bei Männern ebenso wie bei Frauen. "Jährlich sterben 20 000 Menschen daran, quasi die Einwohnerzahl einer Stadt wie Goch", sagt Dr. Johannes Olejnik, der sich auf Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes spezialisiert hat. Was ihm und seinen Kollegen Sorge bereitet: Trotz dieser alarmierenden Zahlen nehmen nur acht bis zehn Prozent derjenigen, die Anspruch auf eine vorsorgliche Darmspiegelung (Koloskopie) haben, dieses Angebot auch tatsächlich wahr. Dabei sind sich die Spezialisten einig, dass die Koloskopie die einzig wirksame Möglichkeit ist, Vorstufen von Krebs - so genannte Polypen - früh zu erkennen und gleichzeitig zu entfernen, oder aber Tumore in einem frühen, noch gut behandelbaren Stadium vorzufinden. Denn diese wachsen tückischerweise langsam und ohne Schmerzen zu bereiten im Darm heran. Treten die beschriebenen Veränderungen beim Stuhlgang auf oder findet sich gar Blut im Stuhl, haben die Geschwulste oft schon eine beängstigende Größe erreicht. Da Darmkrebs vor allem bei Menschen ab der Mitte des fünften Lebensjahrzehnts auftritt, haben diese ebenso Anrecht auf eine von der Krankenkasse bezahlte, vorbeugende Darmspiegelung wie Menschen, die einer Risikogruppe angehören, weil bei ihnen erblich bedingte Tumore zu befürchten sind.
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